Besuch unserer Partnergemeinde in Portbail/Frankreich im Juli 2015 - Ein Reisebericht

In der Zeit vom 23. bis 29. Juli 2015 fand nach zwei Jahren wieder ein Austauschbesuch zwischen dem Freundschaftskreis Wienhausen - Portbail und der dortigen Partnergemeinde Portbail in der der Normandie statt. Der Besuch stand im Zeichen des 30-jährigen Bestehens der offiziellen Partnerschaft unserer beiden Gemeinden. Nachdem die Portbailer im vergangenen Jahr unsere Gäste waren, machten wir uns am Donnerstag, dem 23. Juli, in den Abendstunden auf dem Weg Richtung Frankreich.

Im Gepäck hatten wir ein von den Herren des Komitees des Wienhäuser Freundschaftskreises hervorragend organisiertes Programm. Die Reisegruppe von rund 60 Teilnehmern setzte sich aus dem Bürgermeister der Samtgemeinde Flotwedel, Herrn Helfried H. Pohndorf, dem Bürgermeister der Klostergemeinde Wienhausen, Herrn Karl-Heinz Pickel, den Mitgliedern des Komitees und weiteren langjährigen Mitgliedern des Freundschaftskreises Wienhausen - Portbail zusammen. Des Weiteren begleiteten mehrere Vereinsmitglieder aus Wienhäuser Sportvereinen, der Jugendfeuerwehr sowie Verwaltungsmitarbeiterinnen der Samtgemeinde Flotwedel die Fahrt. Das Kommitee des Freundschaftskreises konnte eine Französischlehrerin des Gymnasiums Lachendorf, Frau Kristin Schneider, gewinnen, die während der gesamten Reise für perfektes Dolmetschen zur Verfügung stand.  

Am Morgen des 24. Juli erreichten wir wenige Stunden nach Überqueren der Seine-Brücke bei Le Havre die Stadt Bayeux, die sich 6 km vor der Küste des Ärmelkanals befindet. So hatten wir schon mal die Heimat unserer Portbailer Freunde, nämlich die Region Basse - Normandie, erreicht. Nach einem reichhaltigen Frühstück im Café "Chez Mathilde" reichte die Zeit noch für einen kurzen Besuch der Kathedrale von Bayeux.

Gegen 13 Uhr kamen wir in Portbail an, wo wir auf das Herzlichste von unseren Gastgebern empfangen wurden. Viele der Menschen kennen sich seit 30 Jahren, entsprechend lebhaft fiel das Wiedersehen aus. Nach Aufteilung unserer Reisegruppe gab es ein gemeinsames Mittagessen in den Gastfamilien. Am Abend fand ein Konzert der Gruppe "La Brigantine" (maritime Musik mit Gesang, Gitarre und Akkordeon) in der Portbailer Kirche statt. Nach dem anschließenden Abendessen in den Familien, bei dem der ein oder andere Calvados gereicht worden sein soll, klang der erste ereignisreiche Tag unserer Reise aus.

Am nächsten Morgen starteten wir bereits um 7 Uhr in Richtung St. Malo, die bretonische Stadt, die sich selbst den Namen "Stadt der Korsaren" gegeben hat. Der dortige anderthalbstündige Stadtrundgang mit deutscher Reiseführung reichte zeitlich gerade aus, um die geschichtsträchtigen Hintergründe dieser Stadt zu erklären. Wir lernten den historischen Stadtkern St. Malos kennen, der an drei Seiten von Wasser umspült ist. St. Malo hat  übrigens mit 14 Metern den größten Gezeitenunterschied in ganz Europa.

Nach der Landung der Alliierten in der Normandie im Jahr 1944 wurde der Stadtkern zu 85% durch Bombardierungen zerstört, da der damalige Festungskommandant die Kapitulation verweigerte. Stadtmauer und Burg blieben jedoch erhalten und der Stadtkern wurde anschließend originalgetrau wieder nachgebaut. Heute ist St. Malo die meistbesuchte Touristenstadt Frankreichs. Am Nachmittag umrundeten wir die Stadt bei schönstem Sonnenschein per Schiff.

Am Abend fand in feierlichem Rahmen der offizielle Empfang der Gemeinde Portbail im Veranstaltungszentrum statt. Der Bürgermeister der Gemeinde Portbail, Monsieur Guy Cholot, Herr Samtgemeindebürgermeister Pohndorf und Herr Bürgermeister Pickel würdigten den Anlass des Zusammentreffens in diesem Jahr. Es ist das 30. Jahr nach offizieller Unterzeichnung der Gründungsurkunde durch die damaligen Bürgermeister, Monsieur Bernard Gérard und Herrn Heinrich Santelmann. In ihren Reden stellten Sie die herzliche Verbundenheit beider Gemeinden und die große  Bedeutung von Völkerverständigung vor dem Hintergrund zunehmender Bedrohung durch Terrorismus in der Gegenwart heraus. Herausgestellt wurde auch, wie wichtig die Weitergabe dieser Werte an die heranwachsende Generation ist. So soll die Partnerschaft auch durch die Einbeziehung der Kinder und Jugendlichen in den Gemeinden gestärkt werden. Im kommenden Jahr werden die Portbailer ein Internationales Zeltlager junger Feuerwehrleute in Frankreich durchführen, für das die Vorbereitungen bereits auf Hochtouren laufen.

Am anschließenden Sonntag fand vor dem Rathaus am Partnerschafts-Gedenkstein der Jubiläumsfestakt zum 30-jährigen Bestehen der Partnerschaft statt. Je ein französisches und ein deutsches Mitglied der örtlichen Fanfarenzüge spielten die Nationalhymnen und die Bürgermeister Cholot und Pickel legten Blumen am Gedenkstein nieder. Abends fand bei leckerem von den Franzosen zubereiteten Buffet und Tanz der traditionelle "Amicale-Abend" statt. 

Die Hafenstadt Cherbourg war unser Reiseziel am Montag, dem 27. Juli. Sie war von 1940 bis 1943 von Truppen der deutschen Wehrmacht eingenommen, was 1944 mit der Schlacht um Cherbourg durch den Sieg und die Eroberung der Stadt durch die Amerikaner endete. Der Vormittag stand uns zum Stadtbummel zu Verfügung, was durch den abrupt aufhörenden Dauerregen an diesem Tag erheblich begünstigt wurde. Nach Rückkehr empfingen uns die Portbailer Freunde in der Segelschule, wo man sich bei deutscher Bratwurst und Bier stärken konnte. Die fortschreitende Ebbe um das Terrain der Segelschule lud zu einem ausgedehnten Spaziergang am Strand von Portbail ein, von dem bei gutem Wetter und klarer Sicht der Blick auf die britische Kanalinsel Jersey (Entfernung 25 km) möglich ist.

Am Dienstagmorgen traten wir nach Verabschiedung durch unsere "Gastfamilien" und den letzten Erinnerungsfotos die insgesamt 26-stündige Heimreise an. Sie führte uns zunächst noch in die Stadt Rouen. Die Seine teilt die Stadt optisch in einen eher industriellen Sektor und einen im Mittelalter entstandenen Teil voller Sehenswürdigkeiten. Schnell wurde klar, warum Rouen die offizielle Bezeichnung "Französische Stadt der Kunst und der Geschichte" hat. Wir sahen uns bei zwei Stadtführungen die gotische Kathedrale sowie weitere Kirchen in der Innenstadt, das sog. "Pest-Beinhaus", den Justizpalast und einiges mehr an. Insbesondere wird in Rouen jedoch die Geschichte um Jeanne d`Arc (im deutschen Sprachraum auch "Die Jungfrau von Orléans" genannt, dargestellt. Eine junge Frau von 16 Jahren, die im Hundertjährigen Krieg den Franzosen zu einem Sieg über England verholfen und dafür nach einer späteren Übergabe an die Engländer und zahlreicher Verurteilungen auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Später wurde sie von den Franzosen zur Märtyrerin erklärt. Noch heute finden ihr zu Ehren in Rouen jährlich Gedenkfeiern statt.

Um 22 Uhr stand uns unser Reisebus in gewohnt verlässlicher Weise zur Rückreise nach Deutschland zur Verfügung. Wie geplant erreichten wir Wienhausen am Mittwochmorgen, zwar ein wenig übernächtigt, jedoch erfüllt von vielen neu gewonnenen Eindrücken und der Herzlichkeit, mit der uns unsere Freunde aus Portbail wieder bei sich aufgenommen haben. Wir freuen uns auf ihren Gegenbesuch in 2016 !

i. A. Rode

Bilder des Jubiläumsbesuchs in Portbail vom 23. bis 29. Juli 2015