Klostergemeinde Wienhausen - Chronik

Kloster Wienhausen

Was wäre Wienhausen ohne sein Kloster! Schon das Wappen, natürlich eine Neuschöpfung, weist dieses aus. Eine erste Urkunde aus dem Jahre 1022 nennt den Ort noch Huginhusen. Das soll auf den fränkischen Vornamen Hugo zurückgehen. In alten Quellen werden die Franken Hugones genannt. Sollte hier noch ein Anklang an die Zeit von Widukind und Karl d.Gr. vorliegen? 1054 bekommt der Ort Markt-, Zoll- und Schiffahrtsrecht. Später jedoch begünstigte der Landesherr die Stadt Celle. Aus Wienhausen wäre also nie mehr geworden als aus anderen Dörfern, wenn nicht Agnes v. Meißen, die Schwiegertochter Heinrichs d. Löwen, ein 1229 in Nienhagen gegründetes Zisterzienser-Nonnenkloster schon wenige Jahre später nach Wienhausen geholt hätte. Das war 1231. Agnes verstarb 1248 und wurde in Wienhausen beigesetzt.

Über die Geschichte des Klosters berichten viele Veröffentlichungen, auch eine eigene Chronik. Sie sollten sich dort direkt informieren. Dass hier aber die ältesten Brillen Deutschlands gefunden wurden und dass die aus dem frühen Am Kloster14. Jahrhundert stammenden gotischen Bildteppiche immer in der dem Pfingstfest folgenden Woche (Beginn am Sonnabend nach Pfingsten) in einer Sonderausstellung gezeigt werden, das darf nicht unerwähnt bleiben.

Seit der Reformation ist das Kloster ein Evangelisches Damenstift. Das nötige Personal kam meistens aus Wienhausen und den umliegenden Dörfern. Beim Hinscheiden der Damen wurde deren Haushalt oft den Hausangestellten übergeben. So gelangte manch wertvolles Möbelstück oder Porzellangedeck, das einmal in "standeshöherer" Umgebung gebraucht wurde, in die Bauern- und Handwerkerhäuser.

Zu Wienhausen gehören heute die Orte Bockelskamp mit Flackenhorst, Offensen mit Schwachhausen, Oppershausen und Nordburg.

Die Namen von Flackenhorst, Offensen und Oppershausen gehen, dem Stande der heutigen Fersonung nach, auf germanische Eigennamen zurück: Flacco, Uffo und Osbern. Bockelskamp leitet seinen Namen von einem mit Buchen bestandenen Waldstück ab, Schwachhausen war einmal ein Viehhof, mittelhochdeutsch: sweige. Der Name Nordburg erklärt sich von selbst.

Die Geschichte dieser Dörfer ist zwar nach außen in die allgemeine Geschichte eingebettet, in ihrer eigenen Rechts- und Sozialgeschichte sind sie geradezu ein Musterbeispiel für die Vielfältigkeit der historischen Entwicklung alter Siedlungsplätze, besonders dann, wenn die Geschichte Langlingens und Eicklingens miteinbezogen wird.

Die Gutsfreiheit von Nordburg, die Verkoppelung der alten Allmende, der Aufkauf des Gutes in Offensen durch die Bauern des Dorfes (1854), die Entwicklung der Höfe zu wirtschaftlicher Unabhängigkeit, die Gründung von Stauwiesenverbänden und einer eigenen Molkerei in Offensen (1898) sind auch heute noch die Wurzeln zu einem bäuerlichen Selbstbewußtsein, das sich in diesem Raum, abgesehen von Nordburg, bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts kaum entwickeln konnte.

Heute ist für alle diese Orte Wienhausen der natürliche Mittelpunkt. Hier sind auch alle Einkaufsmöglichkeiten gegeben, denn die kleinen dörflichen Geschäfte, in denen man nach Feierabend schnell noch einmal etwas holen konnte, haben ihre Regale mit Arbeitshemden und Bonbongläsern, die MühlenkanalKästen und Schubladen mit Nägeln und Schrauben, Draht, Blumengarten- und Gemüsegartensämereien geschlossen. Es fällt nicht leicht, sich daran zu gewöhnen, besonders den älteren Menschen, die nun weitere Wege haben.

Eine Bereicherung des dörflichen Gemeinwesens hat eine nimmermüde Schar von Bürgern aus Bockelskamp und Flackenhorst geschaffen. Mit Unterstützung der Klostergemeinde Wienhausen haben sie ein Vierständerhaus im Raum Flettmar abgebaut und in Bockelskamp als Dorfgemeinschaftshaus wieder errichtet.

Wenn Sie bei einer Fahrt durch die Klostergemeinde Wienhausen das Auto mit dem Fahrrad vertauschen, und das ist Ihnen anzuraten, dann sollten Sie Ihren Weg über den alten Wasserdamm nehmen, zur Schleuse Langlingen fahren und von da nach Nordburg, um den schönen, 1631 erbauten Scheele-Hof zu Einfahrt zum Gut Oppershausenbewundern. Wenn Sie dann nach Schwachhausen kommen, finden Sie das nach dem 30jährigen Krieg großzügig erbaute Wasserschloß der aus Baden stammenden Schenk v. Winterstedt zwar nicht mehr vor, aber in Offensen sehen Sie viele alte, an ihrem Platz gebliebene Fachwerkhäuser, aber auch von anderen Orten nach hier versetzte und sogar ein ganz neues Fachwerkhaus. Über die Allerschleuse und am Segelflugplatz vorbei kommen Sie nach Oppershausen. Hier ist das alte Gut der Familie v.d.Wense, später v. Engelbrechten, in die  pflegenden Hände der Familie v. Bothmer übergegangen. Von dem neuen Eigentümer wurde auch die jetzt ,,Vorwerk" genannte älteste Zwei-Ständer-Scheune des Landkreises (Baujahr 1565!) wieder instand gesetzt. Sie wird nun für kulturelle Veranstaltungen genutzt; zum ersten Mal durch Künstler aus Island, die das Musikschaffen ihres Landes vortrugen.

Dann sollte Sie Ihr Weg zu der 1657 erbauten Gutskapelle führen. (Fragen Sie nach dem Schlüssel, Sie haben sonst Wichtiges verpaßt!) Nach  Wienhausen zurück ist es dann nur noch ein Weg von wenigen Minuten. Der Radweg ist gut, und wir wünschen gute Fahrt!